Erfahrungsbericht Rundum der Psaros33 - Falcon

Erfahrungsbericht Rundum der Psaros33 - Falcon

RUNDUM 2
22.06.2022 - Ein Bericht von Martin Rau, Vorschiffsposition No. 1 auf der Falcon, ORC 1.

Als das Falcon Team, Stefan Süss (YCK), Walter Süss (ESV), Volker Böhm (YCK), Fabio König (DSMC), Jasper Peters (YCK) und Martin Rau (KYC), am Freitagnachmittag mit Tenderschlepp der Psaros 33 zur Teilnahme an der 71. RundUm nach Lindau aufbrachen, sah es mit dem Wind nicht sehr vielversprechend aus. Der See war durchgängig glatt wie Öl. Immer wieder wurden unterwegs sämtliche Windprognosen studiert und Strategien diskutiert. Das Erlebnis vom Vorjahr, knapp am Zeitlimit zu scheitern, steckte noch allen in den Knochen.

RUNDUM 3

Als es auf die Startzeit um 19:30 Uhr zuging herrschte ein leichter Westwind, deren Stärke allerdings über die Breite der Bregenz Bucht ständig schwankte. Der Start lief mit den 250 Booten aufgrund der geringen Geschwindigkeiten relativ geordnet ab. Wir starteten dann in der Mitte in Richtung Rheindamm und konnten uns schnell aus dem Pulk lösen. Unerträglich waren allerdings die Heerscharen von Zuschauer-Motorbooten, die vor uns den Katamaranen nachfuhren und die Bregenzer Bucht in ordentliches Kabbelwasser verwandelten. Westlich des Rheindamms war das Wasser glatt und wir wendeten bald in Richtung deutsches Ufer und fuhren bis in die Schachener Bucht. Wir folgten der Wild Lady und einigen Kats, die Nahe dem deutschen Ufer kreuzten. Die Wild Lady, sowie die Evanesse, ebenfalls eine Psaros 33, fuhren vor Nonnenhorn allerdings zu nahe ans Ufer ins Windloch. Inzwischen hatte der Wind auf einen Hauch von Nord gedreht und wir konnten weiter draußen mit dem Leichtwind Geni vorbei schleichen. Bis Langenargen waren alle Einrumpfboote hinter uns. Inzwischen war es dunkel und der Wind legte leicht zu aus östlichen Richtungen. Wir wechselten auf den großen Geni (160qm) um Tiefe zur Tonne nach Romanshorn zu machen.

Auf dem Tracker sahen wir, dass die Skinfit vielleicht nur 1 km von uns südlich schon seit einiger Zeit völlig eingeparkt hatte, deswegen halsten wir weiterhin in einem Korridor auf Seemitte Richtung Romanshorn, der uns nicht zu weit südlich führte.

Die Wild Lady hatte dann die Tonne in Romanshorn kurz vor uns passiert, die Evanesse hatte ebenfalls stark aufgeholt und war kurzzeitig vor uns, musste sich aber direkt an der Tonne dann doch wieder hinter uns einreihen. Knapp vor uns rundete auch noch die Vermeer. Mit dem Code0 (100m2) konnten wir nach anfänglichen Problemen mit dem Fall («Fuckup im Masttop», in der Nacht immer gut für einen kleinen Adrenalinausstoss) dann doch noch Boden gut machen und mit spitzem Reachingkurs Richtung Eichhorn rauschen, ehe der Wind auf Höhe Güttingen wieder mal einschlief. Erst sah es so aus, als ob es Nahe am Schweizer Ufer mehr Wind hätte, dort wendete auch die Evanesse hin. Rechtzeitig, bevor wir wieder Richtung Land fahren wollten, flammte allerdings der Nordwind wieder auf und bescherte uns mit dem Leichtwind Geni auf Backbord deutlich bessere Fahrt als am Südufer wo Evanesse und Vermeer waren. Der noch relativ volle Mond tauchte alles in gespenstisches Licht. Aus dem Überlingersee wehte es nun immer stärker heraus und wir rauschten inzwischen mit dem Reacher relativ spitz in Richtung Tonne am Eichhorn. Um halb 4 rundeten wir als 2, Monohull nach der Wild Lady die Tonne und konnten mit ca. 10 Knoten Bootsspeed wichtigen Boden auf die Vermeer und Evanesse gut machen. An der Tonne wurde Bahnabkürzung signalisiert und wir nahmen Lindau ins Visier. Ein Blick in den Tracker zeigte uns, dass das gut so war. Die Kats ohne Bahnabkürzung standen mit 0 Speed im Überlingersee.

Wie die Wild Lady vor uns, fuhren wir mit dem Nordwind eine «Banane» in Richtung deutsches Ufer. Evanesse und Vermeer hinter uns tendierten mehr Mitte See und Romanshorn. Mit guter Fahrt, unter Genuss des Sternenhimmels und von Sternschnuppen, glitt das dunkle Ufer vorbei. Ab Friedrichshafen war die Seemitte glatt und wir machten 2 Schläge in Richtung deutsches Ufer, weiterhin in 6-8 Knoten gutem Nordwind. Oha, voraus ab Langenargen zeigten sich Anzeichen für den Rheinthäler aus Süd ab. Mit überraschend zügigem Übergang auf diesen Südwind vor Langenargen mussten wir dann auch bald vom Reacher auf die Genua wechseln, da der Wind immer mehr auf Ost-Süd-Ost drehte. Offenbar hatte die Wild Lady länger auf diesen Übergang warten müssen, denn sie war immer noch in Sichtweite.

So langsam dämmerte es und der schöne Sternenhimmel verschwand. Die Evanesse noch mit schwarzem Geni im Nacken, die noch Boden gutmachte und die Vermeer von Arbon herunterlaufend, motivierten uns, unsere Wenden weiterhin performant auszuführen. Der Vermeer reichte es am Glockenschlagwerk doch noch knapp vor uns zu passieren und ins Ziel zu laufen (Abstand 2min). Das hatte uns schon etwas «gefuchst» aber wir hatten uns entschieden die Evanesse nicht aus der Kontrolle zu verlieren. Um 6:46 Uhr passierten wir das Ziel und waren mega erleichtert, das «Matchrace» mit der Evanesse für uns entschieden zu haben und als 3. Einrumpfboot im Ziel einzulaufen. Eine Gratulation geht auch an das Team Evanesse – für das spannende Match und die Top-Platzierung beider Psaros33 in den Top5 der Monohulls.

Wir waren erstaunt, dass wir durch die häufigen Manöver und Segelwechsel keine Müdigkeitstiefs hatten. Respekt zollen wir vor allem Walter, der trotz seinen 77 Jahren diese Strapazen auf der Position «Main» also am Grosssegel bzw. Gaspedal der Psaros33 immer noch voll mitmacht.

Aus unzähligen Erfahrungen aus vergangenen Langstrecken Regatten, daß sich dann doch noch aus spätem Zieleinlauf ein Boot berechnet vor uns schiebt, waren wir verhalten optimistisch. Erst als wir auf dem Rückweg nach Kreuzlingen die miserable Windsituation sahen (die MC38 stand auf Höhe Langenargen) und später das vorläufige Ergebnis bei ORC uns auf Platz 1 zeigte, stellte sich Euphorie ein.

Dass wir auch den Silberpokal für die schnellste Einrumpfyacht gewonnen hatten, stellten wir erst deutlich später fest. Grandios fühlt es sich nun an die Trophäen, Silberpokal und ORC Pokal, gewonnen zu haben und in der Hand zu halten, von denen jeder Bodensee Regatta Segler träumt.

BN: Danke Martin für den tollen Erlebnisbericht,

Ergebnisse >

RUNDUM 1
Falcon-Crew v.l.: Walter Süss (Main), Stefan Süss (Helm), Fabio König (Genua/Geni), Jasper Peters (Mast), Volker Böhm (Piano/Backstage), Martin Rau (No1)

Bodensee-News - DAS Wassersportportal am Bodensee/Europa
bn
zurück

Adresse

Bodensee-News BN
CH-8594 Güttingen
info@bodensee-news.ch

Impressum
Datenschutz