54. Verleihung der TRANS-OCEAN Preise

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54. Verleihung der TRANS-OCEAN Preise

bobby schenk kap horn award web
20.10.2023 - Die Hapag-Hallen an der Elbmündung bieten jedes Jahr das perfekte Ambiente für die Festveranstaltung des Trans-Ocean.

An diesem historischen Gebäude kamen Menschen mit Zügen aus ganz Europa an, stiegen hier auf die großen Dampfer nach Amerika um und hier mischten sich viele tränenreiche Abschiede mit hoffnungsvollen Visionen. Nicht ohne Grund hat der Verein Trans-Ocean darum ausgerechnet hier seine Heimat.

Bis heute ist Cuxhaven Ausgangsort vieler Reisen über Ozeane, wie beispielsweise für die Segelyacht Gentoo. Deren Skipper Marc Schiffbauer verabschiedete sich von hier mit seiner Familie aus Deutschland und kam vier Jahre später hier auch wieder in der Bundesrepublik an. Dazwischen lag eine Weltumsegelung. Das ist der Unterschied zu den historischen Reisen, wie die Cuxhavener Bürgermeisterin Silke Karallus in ihrem Grußwort an den Verein betonte: Die Lossegler, die hier heu-te abreisen, kommen wieder. Das war früher anders.

Wie sehr Blauwassersegeln wächst, zeigt auch, dass der Trans-Ocean allein im vergangenen Jahr 6,5 Prozent mehr Mitglieder verzeichnen konnte, annähernd 4700 engagierte Fahrtensegler sind als Mitglieder hier organisiert und profitieren vom weltweiten Netzwerk sowie der einmaligen Gemeinschaft.Der TO, wie der Ve-ein bei seinen Mitgliedern kurz genannt wird, hat sich früh einen Ruf als Weltum-seglerverein eingebracht. Prominente Namen gehörten immer dazu: Wilfried Erd-mann,

Erich Wilts sind nur zwei davon, an die Marcus Warnke als Quelle der Inspi-ration in seiner Eröffnungsrede erinnerte. Mindestens genauso leidenschaftlich widmet sich der Verein der Unterstützung vieler Regattasegler auf internationalen Langstreckenrennen, aktuell z.B. Melwin Fink und Lennart Burke bei der laufenden Transat Jacques Vabre. Damit folgt der TO auch heute noch dem Grundgedanken von Vereins-Gründer Claus Hehner, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wä-re.

Der ehemalige Bahnhofssaal der HAPAG-Hallen ist am Samstag festlich ge-schmückt, knapp 200 Personen haben Platz an den Tischen gefunden. Mehr sind kaum unterzubringen. Auf dem Weg kämpften sie sich durch kräftige Regenschau-er im grauen November an der Nordsee. Ein Gast aus Süddeutschland merkt an: „Es stürmt aber schon arg“. Drinnen dominierten dann die Bilder aus der Südsee, tiefblaues Wasser und Sonne und verbreiten den ganzen Abend Reiselust und Abenteuer.

Dafür kamen Gäste und Mitglieder aus ganz Deutschland, der Schweiz und Öster-reich angereist. Auch das ist kein Wunder, der Hauptpreis des Abends, schlicht Trans-Ocean-Preis genannt, zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der deutschsprachigen Segelszene und hat internationales Gewicht.

Weltumsegler
Die ersten Ehrungen des Abends gehen an die Weltumsegler des letzten Jahres: Gemeinsam mit Daniela Lücking und der inzwischen sechsjährigen gemeinsamen Tochter Mathilde nimmt Marc Schiffbauer seine Auszeichnung zur Weltumsegelung nach vier Jahren Reise entgegen; um die Welt gesegelt sind sie ja auch alle drei zusammen. Ausgezeichnet werden aber stets die als Skipper und Skipperinen eingetragenen Personen. Was auffällt: Die Crews der großen Reisen werden jünger.

Familiencrews mit Kindern im Vorschulalter sind längst nicht mehr die Ausnahme, wie sich an diesem Abend zeigen wird. Mit Stopps zum Start und Ende der Reise in Cuxhaven ist noch das Stichwort für Bürgermeisterin Silke Karallus gegeben: Die Stadt Cuxhaven ist sich ihrer Rolle als Ausgangsort für weltweite Reisen bewusst und ehrt Segler und Seglerinnen, die hier starten und ankommen zusätzlich mit der gläsernen Kugelbake, einem Abbild des Seezeichens an der Mündung der Elbe in die Nordsee.

Zu zweit um die Welt segelten Hartmut und Frauke Hermann als Teilnehmer der Oyster World Rally. Dabei fuhren sie mit 25 anderen Yachten der englischen Werft in nur einer einzigen durchlaufenden Wetterperiode um die Welt. Das bedeutet: in nur etwas mehr als einem Jahr. Start und Ende der Weltumsegelung lagen in der Karibik.

Ebenfalls als Weltumsegler entlang der Barfußroute ausgezeichnet wurde Marco Hopfmann, der mit seiner Frau Lucille und Tochter Mathea vier Jahre lang die Welt umrundete. Eindrucksvolle Familienerlebnisse, wie Moderator Boris Aljinović betonte.

„Es ist ein interessantes Wiedersehen“, erklärten Matthias und Luisa Werb bei der Entgegennahme ihrer Auszeichnung. Auch sie haben in zwei Jahren den Planeten umrundet und die meisten der Ausgezeichneten haben sich bereits unterwegs immer mal getroffen und zum Teil längere Zeit gemeinsame Strecken zusammen gesegelt. Weiterhin wählen offensichtlich wieder vermehrt Crews die klassische Bar-fußroute durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer.

Nach fünf Jahren wieder in der Heimat angekommen sind auf diesem Weg auch die „Segeljungs“ Tim Hund und Vincent Goymann. Mit ihrem YouTube-Kanal und großem Engagement in Social Media haben sie viele Menschen mit auf ihre Reise um die Welt genommen und sicher auch dazu beigetragen, den besonderen Le-bensstil des Fahrtensegelns in jüngeren Kreisen bekannt zu machen.

Trans-Ocean-Medaillen
Man muss aber nicht um die Welt segeln, um eine Auszeichnung des TO zu bekommen. Die Trans-Ocean-Medaillen würdigen als Auszeichnung besondere seglerische Leistungen.

Die erste dieser Fahrten führte ebenfalls einmal um die Welt. Allerdings mit zwei Booten und auch im Gegensatz zu den meisten Reisen des Abends eher gemütlich: Im Mai 2006 verließen Preisträger Bernhard Gläsker und seine Frau Heike an Bord der Fernweh II Korsika und beendeten ihre gemeinsame Reise mit der Fernweh III 2023 in der Türkei.

Der zweite Medaillenträger des Abends, Nicolas Manthos, war bereits im vergange-nen Jahr mit einer „Erwähnenswerten Reise“ dem Publikum vorgestellt worden. Manthos, der selbst erst vor einigen Jahren durch Wilfrid Erdmann inspiriert zum Segeln fand, überquerte damals mit einer Hurley 18 den Atlantik. Nun kehrte er mit seinem Boot zurück und wurde für die vollendete Nordatlantikrunde in einem nur 5,60 Meter langen Schiff mit einer TO-Medaille ausgezeichnet.

Eine ähnliche Route wählte auch der dritte Ausgezeichnete, Marcus Bulgarin: Allerdings von Bremen aus segelte er zuerst in die Karibik und wählte von den British Virgen Islands die Rückroute über Island. „Nonstop, einhand, 43 Tage, von der Sonne ins Eis“, erklärte er auf der Bühne und untermalte diese mit Sturmfotos aus hohen Breiten und glasklaren Ankerplätzen. Auch diese Leistung in der 9,30 Meter langen Ikaia Noa wurde entsprechend gewürdigt.

Als Moderator des Abends hatte der Schauspieler Boris Alijnović dann die Aufgabe, zu einer Überraschung überzuleiten: Einen Preis vor einem Mitglied der Preisjury geheim zu halten, war für die Organisation des Abends eine besondere Herausfor-derung in den letzten Wochen. Sichtlich überrascht reagierte dann Wolfgang Quix, als die Verleihung des Race Awards angekündigt wurde – sein Fachgebiet – und sich die Laudatio von Carsten Matthias schnell auf ihn verdichtete.

Ausgezeichnet wurde Quix nicht nur für seine eigenen seglerischen Leistungen als Regattasegler und erstem deutschen Teilnehmer des Mini Transat. Vor allem seine Liebe zum Mini Transat und der damit verbundenen Classe Mini hat den Trans-Ocean deutlich geprägt. Entsprechend ließen es sich seine Schützlinge auch nicht nehmen, ihm persönlich für sein Engagement und seine Unterstützung zu danken: Melwin Fink und Lennart Burke schickten ein Video, das sie beim Start zum Transat Jacques Vabre für ihn aufgenommen haben. Lisa Berger sandte dazu Grüße aus Guadeloupe, wo die Österreicherin gerade ihr Mini-Transat Rennen beendet hatte und Lina Rixgens erinnerte noch einmal ausführlich auch an seine Rolle bei ihrer eigenen Minikampagne. Axel Solbach rundete die Reihe der prominenten TO-Regatta Skipper und Skipperinnen ab. Sichtlich gerührt übernahm Quix, der tatsächlich von all der Vor-bereitung nichts mitbekommen hatte, den Preis.

Bobby Schenk Kap Horn Award
Erstmals an diesem Abend wurde der nach seinem Stifter benannte Bobby Schenk Kap Horn Award verliehen. Schenk kam dazu selbst noch einmal auf die Bühne, um in einigen Worten an die Entstehungsgeschichte und Symbolik des Awards zu erinnern. Vor allem aber, um die Herausforderung einer Kap Rundung zu unterstreichen: Er berichtete von Yachten, die bis heute verschollen sind und von verlo-renen Seeleuten in den Stürmen des Südpolarmeers. Nicht zuletzt schlug er damit aber einen gefühlvollen Bogen zu den großartigen Leistungen der Kapitäne aus der Bruderschaft der Kap Horniers. Dass, wie Schenk betonte, für „uns Amateu-re“ geringere Anforderungen gelten, versteht sich gleichermaßen von selbst und zollt trotzdem(?) nachhaltig Respekt vor ihnen.

Respekt, den er der ersten Preisträgerin uneingeschränkt entgegenbringt: „Wenn jemand als einzige Frau ein Hochseerennen um die Welt gewinnt, wenn jemand sieben Monate auf See nonstop auf einem elf Meter langen alten Segelschiff ohne GPS die Welt umrundet, wenn jemand in aussichtsreicher Position beim Golden Globe Race zurücksegelt, um einen schiffbrüchigen Segelkameraden aus der Rettungsinsel zu bergen und wenn bei diesem harten Rennen alle anderen Segler bis auf zwei Kameraden ausscheiden, und wenn jemand dann dieses Hochseerennen um die Welt gewinnt, dann ist jemand, nämlich Kirsten Neuschäfer, die beste Hoch-seeseglerin aller Zeiten. Und ich bin stolz, dass dieser großen Dame der Kap Horn Award verliehen wird.“

Zu ihrem großen Bedauern konnte sie allerdings nicht aus Südafrika nach Cuxhaven reisen. In einer Grußbotschaft wandte sie sich trotzdem per Video an die Gäste im Saal: „Ich bin wirklich sehr, sehr geehrt, den Bobby Schenk Kap Horn Award vom Trans-Ocean zu erhalten.“ Das auch, wie sie betont, weil es eine Anerkennung aus der deutschen Seglercommunity darstellt, zu der sie sich durch ihre deutsche Abstammung verbunden fühlt. An ihrer Stelle nahm der Österreicher Michael Guggenberger die Auszeichnung entgegen. Guggenberger segelte ebenfalls beim Golden Globe Race mit und, wurde, so Neuschäfer in ihrem Video, zu einem wohl lebenslangen guten Freund.

Ocean Award
Mit dem Kerngebiet portugiesischer Küsten deutlich lokaler wurde es anschließend bei der Verleihung des Ocean Awards. Martin Birkhoff sprach darin die Würdigung an Dr. Renaud de Stephanis und Rui Alves aus. Stephanis Arbeiten an der Erforschung des Verhaltens der Orca-Population vor Portugal helfen maßgeblich dabei, Segler vor Angriffen durch Wale langfristig zu schützen. Gemeinsam mit Rui Alves ist aus dieser Forschung eine Plattform entstanden, auf der unter orcas.pt nahezu in Echtzeit die Positionen der Tiere und auch Begegnungen nachverfolgt werden können. Ihre Zusammenarbeit stellt damit schon heute einen großen Sicherheits-gewinn für die Segler in dem Revier dar.

Und der Ocean Award verbindet auch auf unerwartete Weise: Obwohl beide seit drei Jahren zusammenarbeiten, trafen sie sich erstmals persönlich anlässlich der Award-Vergabe in Cuxhaven.

Trans-Ocean Preis
Der Hauptpreis des Trans-Ocean Vereins ging in diesem Jahr an den Österreicher Michael Guggenberger. Dazu betonte Laudator Marcus Warnke, dass mit der Aus-zeichnung nicht nur das Rennen, sondern eben auch ihr Skipper und dessen „Rei-se zur Reise“ gewürdigt wird. Gewürdigt wird die Nonstop-Fahrt um die Welt, im Rahmen des Golden Globe Race, geehrt wird die Leistung, es als Dritter beendet zu haben. Große Anerkennung muss aber immer auch der Zeit davor gezollt werden. Durchhaltewillen, der Umgang mit Rückschlägen, Organisation einer ganzen Kam-pagne, Ausrüstungssuche, Schiffsvorbereitung, Sponsorensuche sind nur die herausragenden Punkte dabei.

Die Reise selbst wurde dann allein durch die Vorgaben der Regatta noch einmal bemerkenswerter: Ohne moderne Technik wie GPS oder satellitengestütztem Wet-terrouting mussten die Teilnehmer segeln. Welche Leistung dahinter steckt, zeigen einfache Zahlen: Von 31 gemeldeten Schiffen traten nur 16 tatsächlich zum Start an und davon erreichten nur drei ihr Ziel. Unter ihnen war der sympathische Micha-el Guggenberger, der als „Captain Gugg“ schnell die Herzen einer internationalen Followerschaft gewann.

Doch auch er selbst war nicht nur nach Cuxhaven gekommen, um einen Preis entgegenzunehmen: Als Dank für die praktische und mentale Unterstützung in der Vorbereitung der Reise überreichte er seinen TO-Stander, dem man eine Reise um den Globus durchaus ansieht, dem sichtlich gerührten Wolfgang Quix.

Trans-Ocean-Verein zur Förderung des Hochseesegelns e.V. (kurz TO) wurde 1968 gegründet, um Teilnahmen an Hochseeregatten zu ermöglichen. Heute befähigen, motivieren und vernetzen wir Blauwasser- und Langfahrtsegler und unterstützen sie mit über 175 ehrenamtlichen Stützpunkten weltweit. Mit rund 4.700 Mitgliedern (D, A, CH und international) und über 2.200 Yachten unter seinem Stander gehört der TO zu den größten Segelvereinen in Deutschland. Der jährlich vergebene Trans-Ocean Preis gilt als einer der national und international renommiertesten Preise für besondere Leistungen im Hochseesegeln.

Hinnerk Weiler, Redaktion Trans-Ocean

BN: Wir gratulieren den Preisträgern nerzlich.

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