Hebung von "Säntis"

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Hebung von "Säntis"

saentis kamin
22.03.2024 - Die Welt schaut auf die Bergung des Bodensee-Dampfschiffs «Säntis» – ein Scheich aus Dubai zahlt sogar Hebesäcke.

Das Interesse an der Bergung des Schiffswracks «Säntis» im Bodensee ist weltumspannend. Bei den Vorbereitungen helfen ein reicher Scheich und hadernde Roboter mit.

Es muss auf ihn wie das Auge eines Wals gewirkt haben: Silvan Paganini blickte als Taucher im trüben Bodenseewasser plötzlich in den runden Schlund des 140 Jahre alten Dampfschiffs «Säntis». «Ich war der erste Mensch seit 90 Jahren, der den Kamin wieder sehen durfte – ein mystischer Moment.» Was Paganini da mit einem Tauchroboter aus den Tiefen des Bodensees beförderDer Rest des Schiffs liegt noch in 210 Metern Tiefe, es soll aber auch noch auftauchen. Und dann ist es die Welt, die auf Paganini blicken wird. Denn die Geschichte, die er zu erzählen hat, hebt sich freundlich ab von den anderen Nachrichten um Krieg und Klimakrise und findet wohl deshalb derzeit ein riesiges Medieninteresse.te, war nur der erste Teil: der Kamin des Dampfschiffs «Säntis», das 1933 im Bodensee versenkt worden ist.

Überwältigendes Interessesaentis paganini
40 Journalisten, Fotografen und Kameramänner haben sich laut Paganini bislang bei ihm angemeldet, und täglich werden es mehr, die Mitte April ihre Objektive auf den Ort richten möchten, an dem das Dampfschiff aus dem Wasser auftauchen soll. Wenn der Plan aufgeht, wird das 49-Meter-Stahlschiff auf gelben Luftkissen an die Wasseroberfläche getragen. «Im besten Fall schwimmt es selbst.» Es sieht dann aus wie im Film vom Untergang der Titanic, nur, dass der Streifen falsch herum über die Leinwand liefe.

Paganini ist der Vorsitzende eines Vereins in Romanshorn, er ist somit der Chef-Enthusiast eines Clubs voller Enthusiasten, die das Spektakel möglich machen möchten und sich ehrenamtlich dafür einsetzen. Von Berufs wegen hat Paganini eine Nähe zu dem Thema: Er ist Technischer Betriebsleiter bei der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG (SBS). Die Werft in Romanshorn bekommt er von der SBS unentgeltlich zur Verfügung gestellt, um in ihr das Wrack mit neuer Farbe zu bestreichen und es zu konservieren. Denn wenn es nach 80 Jahren erstmals wieder an die Luft kommt, würde es sonst bald in Rost zerbröseln.

Sogar aus Dubai kommt ein Anruf
Wracks für sich genommen seien ein faszinierendes Thema. Aber die Bergung eines so grossen und alten Schiffs aus 210 Metern Tiefe, das sei eben keine ganz alltägliche Angelegenheit. Als er das Projekt startete, hätten sie sich intensiv Gedanken darüber gemacht, wie sie ihr Projekt unters Volk bringen und Spenden sammeln können. «Jetzt läuft es von alleine», sagt Paganini.

Mittlerweile erreicht er Spender in der ganzen Welt. Zuletzt habe er einen Anruf eines Scheichs aus Dubai erhalten, der 20 aufblasbare Säcke spendete. Sie können ein Gewicht von insgesamt 200 Tonnen heben, mehr als das Schiff «Säntis» wiegt. Zwar verfügt der Verein seit Dezember über selbst gekaufte Luftsäcke, «mit den gespendeten Hebesäcken haben wir jetzt aber ein Back-up».

saentis hebesaecke

Wann es am heikelsten wird
«Der riskanteste Moment ist der, wenn die ‹Säntis› aus dem Dreck kommt», berichtet Paganini. Man müsse sich den Kraftaufwand ähnlich vorstellen, wie wenn man versucht, einen im Schlamm steckenden Gummistiefel so zu befreien, dass man nicht plötzlich in Socken dasteht. Skeptiker hätten ihm gesagt, dass der alte Dampfer auseinanderbrechen könne.

Paganini ist zuversichtlich, dass genau das nicht passiert. Derzeit sind sie damit beschäftigt, die Sedimente am Rumpf mit Sonden zu durchlöchern, damit die Sogwirkung sinkt.

Zudem gilt es, vier Tragseile unter dem Schiff durchzuspülen, die wiederum an einer Plattform aus Stahl verankert werden. Dieses Vorhaben stockt derzeit, weil es mit dem errechneten Winkel des Tauchroboters nicht hinhaute. «Wir sind bislang immer gegen den Rumpf gestossen statt unter ihm hindurch.»

Die Plattform, an der das Schiff vertäut wird, kann mithilfe von Pontons wie ein U-Boot tauchen. Sie soll über dem Schiff positioniert werden. Luftsäcke wiederum ziehen, so der Plan, dann die Plattform und das Schiff nach oben.

Die Luftsäcke sollen nur minimal zerren
In einem ersten Schritt schweben die oberen Hebesäcke nur knapp unter der Wasseroberfläche. Sprich: Wenn mit ihrer Kraft das Schiff aus dem Schlick schlurft, ploppen die Säcke umgehend danach auf der Wasseroberfläche auf und hören somit auf, weiter am Schiff zu zerren. Der weitere Aufstieg soll behutsam und kontrolliert mit weiteren Ballons erfolgen.

An ihnen hängend, wird das Wrack zunächst in die Salmsacher Bucht bei Romanshorn geschleppt und in zwölf Metern Wassertiefe abgelegt. Hier befestigen Taucher nun Hebesäcke unter dem Kiel, sie werden aufgepumpt und heben das Wrack wie die Krone auf einem Samtkissen empor.

 

Für Paganini wird das der krönende Moment seines Werks sein. Geplant ist er für den 17. oder als Ausweichtermin für den 18. April. Am Wochenende darauf soll die «Säntis» in der Werft in Romanshorn liegen, rechtzeitig zum grossen Hafenfest. Als das Schiff 1933 versenkt wurde, dampfte es zu Show-Zwecken ein letztes Mal aus dem Kamin. Zum Hafenfest, exakt 90 Jahre später, soll eine Dampflok neben die Werft fahren. So der Plan.

Warum hat man das Schiff versenkt?
Das 49 Meter lange Dampfschiff «Säntis» wurde 1892 in Dienst gestellt und 41 Jahre später, weil sie nicht mehr fahrtauglich war, im Bodensee versenkt. Das erschien zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise günstiger, als es zu verschrotten. Das Schiff liegt in einer Tiefe von 210 Metern, für Taucher also uninteressant.

Wie es mit der «Säntis» nach der Konservierung weitergeht, ob als Ausstellungsstück oder als Revier für Taucher in erreichbarer Wassertiefe, steht noch in den Sternen. Um es wieder flottzubekommen, wären laut Paganini 13 Millionen Franken nötig. Illusorisch? Er nimmt dieses Wort nicht in den Mund. Denn wer weiss, vielleicht taucht bei ihm eines Tages noch ein zweiter Scheich auf.

BN mit Hörbi Brüllmann ist Abonnent der TZ, darum erlauben wir uns diesen Bericht der Thurgauer Zeitung zu veröffentlichen.

Quelle: TZ vom 22.03.2024

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