Justine Mettraux an der Vendée Globe

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Justine Mettraux an der Vendée Globe

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27.12.2024 - Justine Mettraux ist die erste Schweizerin, die an der härtesten Solo-Regatta der Welt teilnimmt. Der erste Monat ist vorbei – was hat die 38-Jährige an der Vendée Globe schon alles erlebt? Bild: © Gauthier Lebec

Autor: Melinda Hochegger / TZ (09.12.2024, 17.13 Uhr), Exklusiv für Abonnenten

Justine Mettraux ist die erste Schweizerin, die an der härtesten Solo-Regatta der Welt teilnimmt. Der erste Monat ist vorbei – was hat die 38-Jährige an der Vendée Globe schon alles erlebt?

Justine Mettraux, Sie sind seit rund einem Monat unterwegs, wie geht es Ihnen? (Heute 28.12.2024 47 Tage)
Justine Mettraux: Auf einer Skala von eins bis zehn fühle ich mich wie eine sieben. Mir fehlt ein wenig Schlaf, die Bedingungen waren rau. Das ist natürlich nicht optimal für die Erholung. Ansonsten geht’s mir aber gut.

Sie sprchen den Schlaf an: Haben Sie einen fixen Schlafrhythmus?
Nein, ich habe keinen Rhythmus. Es ist sehr schwierig, überhaupt einen Tagesablauf zu haben. Aber daran habe ich mich gewöhnt, das ist beim Segeln immer so. Mit zunehmender Erfahrung wird es leichter, mit wenig Schlaf zu funktionieren. Ich schlafe ungefähr fünf Stunden pro Tag, aber nicht am Stück. Das brauche ich, um durchzuhalten.

Und Ihr sonstiger Tagesablauf, wie sieht der aus?
Mein Tagesablauf hängt vom Wetter ab. Die wichtigsten Wetter-Updates bekommen wir gegen 8 Uhr morgens und 8 Uhr abends. Zu diesen Zeiten versuche ich, wach zu sein, um die Informationen möglichst rasch zu analysieren und sicherzustellen, dass ich mit der Route, die ich segle, zufrieden bin. Um diese Updates herum plane ich die Mahlzeiten des Tages und orientiere mich dabei am Sonnenverlauf: Frühstück nach Sonnenaufgang, Abendessen nach Sonnenuntergang.

Sie sind momentan auf Platz 10 klassiert (28.12.2024) und damit die beste Frau. Konnten Sie sich das vor Beginn vorstellen? Aktuell >
Momentan bin ich die bestklassierte Frau, auch wenn Samantha Davies und Clarisse Crémer nicht weit von mir entfernt sind. In anderen Regatten waren es meist Davies oder ich, die als erste Frau im Ziel ankamen, deswegen konnte ich mir schon vorstellen, dass wir beide weit vorne sein werden. Davies hat ein neueres Boot, das eigentlich mehr Potenzial hat als meines. Wer weiss, vielleicht hatte sie Probleme an Bord und konnte noch nicht 100 Prozent geben.


«Fast zu gross für eine einzige Person»: Mettraux an Bord von ihrem Segelschiff. Bild: © Maud Helfgott

Apropos Probleme an Bord: Ihr grosses Vorsegel ist kaputtgegangen. Was ist da passiert?
Ganz genau weiss ich es auch nicht. Es hatte Verstärkungen an einigen Stellen, die darum eine etwas schwächere, instabilere Zone bildeten. Die Naht ist gerissen und liess sich nicht mehr reparieren, zumindest nicht mit den Mitteln, die ich an Bord habe. Bisher hat es meine Leistung noch nicht stark beeinträchtigt, weil ich ohnehin kleinere Segel nutzte. Ich versuche, den Verlust mit anderen Segeln zu kompensieren, und das funktioniert bisher gut.

War es der schwierigste Moment, den Sie bisher bewältigen mussten?
Ja. Besonders die Bergung der 180 Quadratmeter grossen Segelfläche, ganz alleine. Gerade weil es schwierig war, bin ich stolz darauf, dass ich es geschafft habe, ohne Schäden an meinem Boot zu verursachen.

Erwartet man solche Verluste bei so harten Segelrennen?
Ja, man weiss, dass eine Weltumseglung wie die Vendée Globe eine lange Zeit dauert, die Segel stark strapaziert werden und kaputtgehen können. Aber dass ich schon in den ersten Wochen Probleme mit dem Segel habe, das hätte ich nicht erwartet.

Ist es dann nicht schwierig, die Motivation aufrechtzuerhalten?
Man ist motiviert, weil man das Rennen unbedingt beenden will. Natürlich kann es in gewissen Momenten schwierig sein. Für mich war schnell klar, dass ich das Segel nicht mehr weiter verwenden kann, deswegen zog es mich nicht zu stark runter. Generell haben wir alle Höhen und Tiefen. Zum Beispiel auch, wenn die Konditionen schwierig sind oder es kalt ist.

Welches war Ihr bisher schönster Moment?
Es gibt nicht einen Moment, der der schönste war. Sonnenauf- und -untergänge, Mondaufgänge, Momente, wenn das Navigieren gut läuft. Das alles sind Gründe, weshalb man an der Vendée Globe teilnimmt, und das ist es, was man auf dieser Reise sucht. Es bleibt extrem vieles in Erinnerung.

Gibt es einen Moment, von welchem Sie in Zukunft immer erzählen werden, wenn Sie von Ihrer Teilnahme an der Vendée Globe sprechen?
Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Ich werde sicher auch noch viel erleben. Aber dieses grosse Segel alleine an Bord zu holen – da bin ich stolz auf die Art und Weise, wie ich das geschafft habe. Das werde ich sicher noch einige Male erzählen. (Lacht.)

Abgesehen von einem reparierten Vordersegel – was wünschen Sie sich gerade?
Ankommen. Und zwar sicher und gesund. Es wäre wunderschön, wenn ich in den Hafen von Les Sables-d’Olonne einsegeln würde. Dann könnte ich mich Finisher der Vendée Globe nennen.

Bis dahin geht es noch eine Weile. Gerade sind Sie vorbei am Kap der Guten Hoffnung und im Indischen Ozean. Was erwarten Sie?
Momentan sehen die Bedingungen im Indischen Ozean nicht schlecht aus. Wenn alles so bleibt, wie es gerade ist, dann sollte es ein nicht zu windiger, nicht zu komplizierter Weg bis nach Australien sein.

Was verändert sich in den südlichen Gewässern?
Das Meer kühlt ab, also verschlechtern sich die allgemeinen Bedingungen. Es wird beispielsweise unangenehmer, wenn man an Deck geht. Man muss einen guten Rhythmus finden, um gut voranzukommen. Gleichzeitig muss ich auch auf mein Boot achten. Denn eben: der Weg ist noch weit.

Was fehlt Ihnen bisher auf dem Meer am meisten?
Mir fehlt das, was ich auf See immer vermisse. Meine Familie, meine Freunde und ein bisschen der Komfort. Unsere Boote sind recht rustikal, ich schlafe in einem Schlafsack auf dem Boden des Bootes. Auch die Kochnische ist einfach eingerichtet. Es ist ein bisschen wie beim Camping. (Lacht.)

Sie brauchen also nicht viel, um zu funktionieren?
Das stimmt. Ich kann mir trotzdem ein gutes Essen kochen und mich erholen. Auch warm duschen ist kein Problem.

Wie kann man sich das auf hoher See vorstellen?
Dafür mache ich ein bisschen Wasser heiss. Das ermöglicht es mir, mich unter guten Bedingungen zu waschen. Es geht also schon mit dem Komfort, man findet Lösungen.

Und was fehlt Ihnen nie?
Auf See geniesse ich es immer, dass ich offline bin. Ich bin weg von der Zivilisation und bekomme nicht alle Informationen von dem, was auf der Welt passiert. Wenn man an einem solchen Rennen teilnimmt, dann ist es einer der wenigen Momente im Leben, in denen man wirklich abgeschnitten ist. Und das ist das, was ich geniesse.

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BN: Ich "Herbert Brüllmann" (Betreiber von Bodensee-News) bin Abonnent der Thurgauerzeitung und ich erlaube mir aus Aktualität den ganzen Artikel auf unseren Kanälen zu veröffentlichen. Herzlichen Dank Thurgauer Zeitung.

BN: Justine Mettraux wird demnächst das Kap Horn (Kap Hoorn) erstmals umrunden. Lesen Sie mehr darüber auf Wikipedia. Verfolgen Sie in den nächsten Tagen mit dem Träcker den weiteren Weg von Justine Mettraux.

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